Dienstag, 11. August 2009

Zwei Trinker

Ich versuchte zu schreiben,ich existierte kaum,
meistens tippte ich dreckiges Zeug für
Sexmagazine.

Eddie versuchte zu malen.
Auch er existierte kaum,aber er war besser dran als ich: Er wohnte
in einem grossen Haus bei einer wunderschönen Frau die ihn versorgte.

Eddie und ich tranken immer zusammen.
Wir machten unsere Arbeit, und nicht zu knapp, aber
wir tranken auch nicht zu knapp.

Er hortete seine ganzen Bilder im Keller des Hauses -
Hunderte lagen da durcheinander und zusammengeklebt.

Er malte nur mit gelber Farbe, in die er schwarze Tinte rührte.
Gelb war meine Lieblingsfarbe, deshalb gefielen mir seine Bilder.

Tagsüber war ich bei ihm und trank
und abends ging ich zurück in meine Wohnung und trank weiter
und tippte.

Es war eine aufregende Zeit obwohl wir es kaum zu etwas brachten
und nie sehr weit weg waren vom Irrenhaus oder einem Leben in der Gosse.

Wir zechten mit Fremden schlugen uns mit ihnen und schrien herum
in der prallen Sonne oder um Mitternacht es war uns scheissegal
wir platzten vor Energie.

Eddie hörte gern Musik wenn er malte und das verstand ich
denn beim schreiben hielt ich es genauso.

"Lies mir ein paar von deinen
gottverdammten Gedichten vor..."

Ich las, und er fuchtelte wild mit dem Pinsel auf der Leinwand herum,
lauter Gelb mit schwarzen Striemen,und seine wunderschöne Freundin sah zu.

Es müssen wohl zwei oder drei Monate gewesen sein
die wir so herumbrachten.

Eines Tages ging ich rüber und statt Eddie
machte mir seine Freundin auf.

"Eddie ist fort", sagte sie.
"Ich habe ihn rausgeschmissen!"
"Hat er seine Bilder mitgenommen?"
"Nein. Die habe ich in die Mülltonne gestopft!"
Mit einem mal sah sie nicht mehr wunderschön aus.
"Weisst du wo er hin ist?"
"Nein, und es ist mir auch scheissegal!"

Sie machte die Tür zu.
Eddie kam nie bei mir vorbei.
Ab und zu machte ich mir Gedanken über ihn.
Eines Abends betrank ich mich und ging nochmal zu dem Haus
und versuchte seine ehemalige Freundin herumzugkriegen.

Ich schaffte es nicht.Ich ging wieder nach Hause.
Ich musste weitertippen.

Ich war fünfzig und hatte keinen Job.
Ich versuchte es sogar mit malen aber ich war nicht annähernd
so gut wie Eddie.
Also schrieb ich wieder dreckige Stories.

Ich sah Eddie nie mehr wieder
und nach einer Weile verschwand er einfach aus meiner Erinnerung.

Bis heute abend,
zehn Jahre danach.

Eddie, ich habe für andere nicht viel übrig.
aber du hättest vorbeikommen können du hättest auf der
Couch schlafen können oder auf dem Boden.

Das ist nicht viel, ich weiss

aber Gelb ist meine Lieblingsfarbe -

nur für den Fall dass du dieses Gedicht
irgenwo siehst.



Charles Bukowski

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen